Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins - Expedition 2003 nach Peru

Nevado Pisco 5760m, Chopicalqui 6354m, Huascaran Sur 6768m

Wir, das sind 9 Mitglieder der Sektion Schwaben in Stuttgart, haben in der Zeit vom 26. Juli bis zum 19. August 2003 eine Expedition in die Anden zum höchsten Berg Perus durchgeführt. Der Huascaran ist nach dem Aconcagua - 6959m, dem Ojos del Salado - 6908m, dem Pisis - 6882m und dem Mercedario - 6770m der fünfthöchste Berg Amerikas und damit auch der fünfthöchste Berg außerhalb Asiens. Im Gegensatz zu den vier höheren Bergen sind beim Normalweg auf den Huascaran Steigeisen und Eisgeräte erforderlich.

Chopicalqui 6354m

Huascaran Sur 6768m

 

Vorbereitungen:

Nach kurzen Probetouren in den Alpen, bspw. Palü-Überschreitung vor der Saison und eine Skitour in der Silvretta, stand eine schlagkräftige Mannschaft fest. Wegen des sehr knappen Zeitplans war es wichtig, dass es keine allzu großen Zeitverzögerungen vor Ort gibt. Deswegen wurden Fahrzeuge und Maultiere für den Transport schon von zu Hause aus organisiert. Ferner organisierten wir über ein einheimisches Bergführerbüro Essen und Basislager-Zelte, so dass diese nicht im Flug mitgenommen werden mussten. Um beim Flug den chaotischen amerikanischen Check-In auf dem Flughafen in Atlanta zu vermeiden, haben wir den Flug bei Iberia gebucht, was sich sehr bewährt hat. Dennoch sind die 25 kg Gepäck pro Person, aufgeteilt auf zwei Gepäckstücke, knapp gewesen und schließlich hatte jeder eine Reisetasche mit 150 Liter Fassungsvermögen mit innen liegenden Rucksäcken gepackt. Seesäcke mit Eisklettermaterial, Gruppenapotheke und ein Certag-Bag (Überdrucksack) ergänzten die persönliche Ausrüstung.

Reise nach Huaraz:

(26.7.-27.7.03)

Unsere Reise begann mit einer nächtlichen Busfahrt noch München zum Flughafen, wo der 17-stündige Flug nach Lima begann. Beim Einchecken bei Iberia sind wir natürlich mit unserem Gepäck sehr aufgefallen. Mit den von Kerstin und Walter organisierten blauen Expeditions-T-Shirts sind wir als Gruppe umso mehr zu erkennen gewesen. Im selben Flieger waren noch weitere Bergsteiger-Gruppen unterwegs, jedoch sind die meisten zum Trecking nach Peru gereist.

Nach der dreistündigen Umsteigepause in Madrid hatten wir einen sehr beeindruckenden Flug, zumal nach unendlich erscheinendem Flug über den Atlantik ein unerwartet langer Flug über die brasilianischen Regenwälder folgte. Und der Amazonas ist fast so breit wie der Bodensee, scheint es, wenn man aus 10.000 m Höhe in die unergründliche Wildnis durch die Wolkendecke hindurch sehen kann. Leider wurden die Wolken hin zu den Anden immer dichter, so dass der Begriff "Augenbrauen" - der Begriff der Einheimischen für diese Stauwetterlage - auch uns gerechtfertigt erschien. Von dem Flug über die Berge der Anden haben wir wenig bemerkt, lediglich hin und wieder war ein Blick auf graue Berglandschaften möglich. Die hohen Eisberge der Cordillera Blanca waren nicht zu sehen. Und dann ging es ganz schnell. Der Flieger verlor rasch an Höhe und wir näherten uns aus dem sonnigen Fliegerhimmel einer brackigen grauen Nebelbrühe, die jegliche Sicht nahm und durch die wir mehrere Minuten lang abfielen, um dann unten durchzustoßen, um den Pazifik zu sehen, mit all den eigenartigen Fischerbooten. Eine enge Flugschleife brachte uns vom Pazifik zum Festland und zur Stadt Lima, wo wir übernachten wollten.

Zu Fuß ging es dann über das Flugfeld in das Gebäude, welches wir noch besser kennen lernen sollten. Denn es blieb uns mehr Zeit dort, als uns lieb war, da schon nach kurzer Zeit klar war, dass nicht alle Gepäckstücke angekommen waren. Ein Seesack mit 4 Paar Bergstiefel, einigen Pickeln und Klettergurten war nicht angekommen. Die Folge waren Konfusion, Warten, Ausfüllen von Formularen und lange Gesichter. Vier Tage später wurden die Utensilien mit dem Überlandbus nach Huaraz nachgeliefert. Nach dem Beladen des Busses mit der verbliebenen Ausrüstung ging es dann durch Lima in unser Hotel. Nach deutscher Zeit war es 5 Uhr morgens und wir waren nun mehr als 24 Stunden auf Achse.

Am Morgen sind wir dann nach Huaraz gefahren von 0 auf 4000 m. Die 400 km lange Fahrt hat den ganzen Tag gedauert. Die Vororte von Lima, durch die man etwa eine Stunde unterwegs ist, sind sehr hässlich. Kleine Wellblech- und Holzhütten, zusätzlich alte Backsteinbauten und überall Müll. Und dazwischen ein Autoverkehr, der hauptsächlich aus alten abgewrackten Toyotas besteht, die alle direkt von der Müllhalde zu stammen scheinen. Nach zwei Stunden Fahrt über die Panamericana (Route No. 1) durch eine trostlose Wüste und dichten Pazifik-Nebel, der Nebel herrscht hier den gesamten Winter vor, haben wir dann die Küstenwüste verlassen und sind innerhalb von weiteren zwei Stunden von Meereshöhe in die Sonne und zu dem 4100 m hohen Conococha-Pass hinaufgefahren. Die Landschaft wurde zunehmend schöner und wir wurden am Schluss mit dem Blick auf den Huarascan belohnt. Von unserem Hotel in Huaraz ist der Huarascan geradezu übermächtig und ragt fast 4000m aus dem Santa-Tal empor. Bei diesem Anblick glaubt man sofort, den fünfthöchsten Berg außerhalb Asiens, vor sich zu haben.

Akklimatisationstouren um Huaraz:

(28.7.-29.7.03)

Mit Hilfe eines Vierrad-Busses geht es von Huaraz mit 3000 m Höhe über staubige Pfade zu einem 4200 m hohen Pass in der Cordillera Negra. Der Blick ist frei auf unzählige mächtige 6000er, wobei der Huascaran unübersehbar über allem thront. Von oben sind wir dann zur Akklimatisation über Weiden und sehr karge Felder, wo peruanische Bauern mit Maultieren arbeiteten, und durch Lehmhütten-Dörfer 1000m hinab nach Huaraz gewandert. Am folgenden Tag ging es dann zu einem wunderschönen Bergsee mit glasklarem Wasser auf 4500 m. Die Höhe war deutlich zu spüren.

 

 

Nevado Pisco - 5760m:

(30.7.-2.8.03)

Über Yungai fuhren wir zu den Llanganuco-Seen im Huascaran-Nationalpark, wo unser erstes Basislager in einem Hochtal auf etwa 4000 m aufgebaut wurde. Yungai wurde während des Erdbebens um 1970 durch eine Schlammlawine vom 18 km entfernt gelegenen Huascaran Norte ausgelöscht, was deutlich zeigt wie stark das Schicksal der angrenzenden Orte vom Berg abhängt. Nach etwa 40 km holpriger Gebirgspiste wurde dann das Gepäck vom Fahrzeug abgeladen und wurde zum eigentlichen Lagerplatz getragen. Nach dem obligatorischen Coca-Tee am Nachmittag waren erste Erkundungen der wunderschönen Gegend möglich.

Am nächsten Tag, nach der ersten unruhigen Kopfwehnacht, haben wir eine Akklimatisationswanderung mit den beiden einheimischen Bergführern durchgeführt, die uns in eine fast europäisch anmutende Bergwelt mit Seen und Moränen bis auf 4700 m brachten, wobei einzelne sogar einen 5000 m hohen Pass erreicht haben. Unvergessen wird der Abstieg durch wegloses Gelände bleiben, mit fast senkrechten Graspassagen, über den uns der ausschließlich spanisch sprechende Bergführer Belajo ins Lager zurück lotste.

Am folgenden Tag mussten wir erkennen, dass ein Teilnehmer eine fiebrige Darmerkrankung, möglicherweise durch Salmonellen ausgelöst, mit über 40° Fieber hatte und nicht mehr fähig war, die Tour fortzusetzen. Der Rücktransport nach Huaraz in dem stark geschwächten Zustand war sicherlich eine Tortour. Walter hat sich als hilfsbereiter Begleiter gefunden. Nach dem Aufstieg ins High Camp auf 4600 m haben wir dann die Zelte aufgebaut. Man muss wissen, dass seit einiger Zeit am Nevado Pisco das Refugio Peru besteht, so dass für gut vorakklimatisierte Bergsteiger auch eine Besteigung ohne Camps möglich ist, lediglich mit einer Übernachtung in der Hütte. Ich jedoch habe in der Nacht vor diesem ersten richtigen Berg in Peru sehr schlecht geschlafen. Von 10 Uhr abends bis 2 Uhr morgens war jedoch auch nicht viel Schlafenszeit, so dass es am nächsten Morgen mit brummendem Schädel zum Pisco losgehen konnte.

Der Nevado Pisco ist kein besonders schwerer Berg. Man kann ihn von der Schwierigkeit her mit der Wildspitze in den Ötztalern vergleichen, wenn da nicht die unendlich lang erscheinenden Strecken über 100 m hohe Geröllmoränen in der Dunkelheit und die überlangen Gletscherpassagen wären, wobei nach erreichen einer Kuppe immer noch eine weitere, höhere Kuppe auftaucht. Es ist ein Höhenunterschied zum Gipfel von mehr als 1000 m zurückzulegen und ab 5000 m hat man lange Zeit darüber nachzudenken, warum man sich das Ganze antut. Am Gipfel kündigt sich eine angehende Höhenkrankheit durch eine Mischung aus Kopfweh und starker Müdigkeit an. Das und die Kälte am Gipfel war der Grund, warum die Gipfelrast dann doch kürzer ausfiel als sonst und wir nach einer halben Stunde wieder weit unten waren. Nach einer Coca-Teepause wurde dann gleich das Hochlager abgebaut und auf die Mulis verladen, die die Zelte und die Ausrüstung auch schon im Aufstieg transportiert hatten. Am Abend haben wir uns dann im Basislager erholt. Der erste Versuch, die 6000 m anzukratzen, hat insgesamt mehr Energie gekostet, als erwartet.

 

 

Chopicalqui - 6354m:

(3.8.-9.8.03)

Nach einem Rasttag, an dem dann auch noch ein dritter Teilnehmer krank nach Huaraz gebracht wurde, ging es dann mit den verbleibenden 6 Personen ins Chopicalqui-Basislager. Eine nette Wanderung, zunächst entlang der Passstraße zum vorgeschobenen Basislager auf einer malerischen Kuhwiese, die unter einer Felswand mit darüber weit herabhängenden Eismassen gelegen ist.

Dieses vorgerückte Basislager brachte einige Überraschungen mit sich. Zuerst trat der Bach auf der Wiese über die Ufer, so dass einzelne Zelte geschützt bzw. versetzt werden mussten. Andererseits war die darauffolgende Nacht durch ein Kuh-Herde deutlich gestört, die lautstark die Eindringlinge zu vertreiben versuchte.

Am nächsten Tag begann der qualvolle Anstieg mit 25 Kilo-Rucksack ins Moräna-Camp auf etwa 5000 m Höhe. Es liegt unter einem riesigen Überhang auf Felsen und es ist dort am Gletscherrand sehr staubig. In dieser Höhe wurde aus dem vorhanden Eis ständig Wasser gekocht, um einerseits viel Tee trinken zu können und andererseits die Spezialnahrung zuzubereiten, wobei hier lediglich Wasser in die vorhanden Beutel gegeben werden musste. Morgens bei Minus 10 Grad wurde man dann mit einer Tasse Tee am Zelt geweckt, was das frühe Aufstehen etwas erträglicher machte.

Das Chopicalqui-High-Camp liegt auf 5500 Meter und der Weg durch die Eisbrüche mit dem schweren Rucksack war äußerst beschwerlich. Erst im Lager war ein wenig Erholung möglich, wobei die folgende Nacht, wie jede der Nächte vor dem Gipfelaufstieg, deutlich an die Substanz ging. Kurz hatte ich sogar überlegt, nicht auf den Gipfel mitzugehen. Ich habe mich dann aber doch überwunden, in die kalten und klammen Klamotten zu steigen und habe dies auch nicht bereut. Ein wunderschöner Berg, mit einer 70 m hohen bis zu 70° steilen Flanke und nach ausgesetzten Querungen am Grat noch mehrere steile und schmale Gratpassagen.

Die ersten 4 Stunden in der Dunkelheit waren sehr kalt, so dass ich beschäftigt war, meine Füße wieder warm zu bekommen. Erst nach den schwereren Passagen war die Temperatur dann angenehm. Da vor uns in den letzten drei Wochen nur eine französische Expedition den Gipfel erreicht hatte, waren wir regelrecht begeistert, am Gipfel einen atemberaubenden Sitzplatz auf einem der ausgesetztesten Punkte dieser Welt zu haben. Es war dort wunderbar warm und nach einer halben Stunde erfolgte der Abstieg an verbliebenen Fixseilen hinunter und über mehrere Abseilstellen zurück ins Lager. Ein weiterer Tag Gewichte schleppen, Zelte abbauen und 1500 m Abstieg über Eis und grobes Geröll brachte uns zurück in das Basislager und von dort ging es dann am nächsten Tag ohne große Zeitverzögerung zurück nach Huaraz in unser Hotel, dass uns wieder den Luxus ermöglichte, den der Tourist in Peru eben genießen kann.

 

 

Huascaran - 6768m:

(10.8.-16.8.03)

Nach einem Ruhetag, an dem wir alle im Hotel uns die entsprechende Pflege angedeihen ließen und auf dem Markt in Huaraz das ein oder andere Geschenk für die Daheimgebliebenen erstehen konnten und an dem wir auch die kulinarischen Genüsse wie Qui – gebratenes Meerschweinchen – zumindest genau einmal probieren konnten, ging es mit den frisch gewaschenen Bergsteiger-Klamotten im Bus in Richtung Moschu, von wo wir mittels Maultierunterstützung zum 4500m hohen Basislager am Huascaran aufbrachen. Zuvor hatten wir noch die übliche Pause absolviert, bis die Maultiere beim Treffpunkt waren und bis der größte Teil des Gepäcks aufgeladen war. Anschließend ging es mit leichtem Gepäck zuerst durch braungrüne Bergwiesen und lichte peruanische Bergwälder und später entlang einer riesigen Randmoräne hinauf in das von Gletscherschliffplatten eingerahmte Basislager.

Die wunderschöne Querung unterhalb des Gletscherbereichs am Huascaran und über die Gletscherschliffplatten gehört zu den schönsten Bergwanderungen die wir je durchgeführt hatten. Nach etwa 3 Stunden Querung gelangt man auf eine Moräne, auf der auch die im letzten Jahr fertiggestellte Berghütte Rifugio Peron (4680m) liegt. Man könnte sich hier vielleicht in Zukunft das Basislager ersparen, jedoch der Gipfel ist von hier aus in einem Tag nicht zu schaffen. Die weiteren 500 Hm bis zum ersten Hochlager haben sich noch einige Stunden hingezogen, mit den schweren Rucksäcken und es wurde mir immer klarer, was es bedeutet, vier Tage lang immer nur aufzusteigen, um den höchsten Berg Perus zu erreichen. Das erste Hochlager stand auf einem spaltenarmen Teil des Gletschers und bei unserer Ankunft ging ein derart unangenehmer Wind, dass eigentlich den meisten nicht viel anderes übrig blieb, als sich in den Schlafsack zu verkriechen.

In aller Früh waren wir aufgebrochen, um den spektakulärsten Teil des Eisbruchs am Huascaran hinter uns zu bringen und hinauf zur Garganta zu gelangen. Garganta heißt übersetzt "Hals" und ist der atemberaubende Sattel zwischen dem Huascaran Sur und dem Huascaran Norte, die über den Normalweg zur Zeit etwa gleich schwer sind. Bis dahin war jedoch ein schweißtreibender Anstieg erforderlich. Einerseits wegen der Anstrengung mit den schweren Rucksäcken, aber andererseits auch wegen der offensichtlichen objektiven Gefahren auf dieser Etappe. Es war nämlich ein bis zu 40° steiler, vielleicht 300 m hoher Trichter zwischen dem Eisbruch und der Flanke des Huascaran Sur zu bezwingen, über dem riesige, labile Serac-Türme thronen. Es war allen sehr viel wohler, als wir diese Passage zügig hinter uns bringen konnten. Beim zwei Tage später folgenden Abstieg, war unsere Spur bereits von Eistrümmern übersäht, ein klares Anzeichen, hier nur frühmorgens unterwegs zu sein. Neben ausgesetzten Spaltenflanken und von Eistrümmern übersäten Firnflanken haben wir hier sicher auch mit die größten Spalten gesehen, die man in einem Bergsteigerleben so passieren kann. Leider hat sich bei einer Spaltenquerung ein Teilnehmer unserer Expedition verletzt, so dass für Ihn die Gipfelbesteigung ausfallen musste. Die Garganta ist wahrlich ein erhabener Ort für das zweite Hochlager dieser Besteigung. Leider pfeift durch den Sattel ein kalter Wind, so dass ein Aufenthalt außerhalb des Zelts auf die Nachmittagsstunden beschränkt bleibt, wenn man nicht sehr frieren will. Mit einem Schlafmittel hat zumindest die Mannschaft unseres Zeltes eine ruhige Nacht gehabt.

Nichts ist schlimmer als mitternächtliches Aufstehen in einer eiskalten und klammen Umgebung. Das kochen des Wassers mit den fauchenden Benzinkochern dauert eine Ewigkeit. Das Müsli ist auf dieser Höhe kaum zu genießen. Irgendwie dauert alles zu lange und ist anstrengend, einerseits wegen des engen Raums im Zelt und andererseits wegen der Höhe. Schließlich geht es dann in bitterer Kälte doch los, nach der ersten Überschreitung einer Riesenspalte, die man morgens noch nicht so richtig wahrnimmt, über dem Sattel in der Flanke querend und dann etwa 200m hinauf über eine Firnflanke zwischen Spaltenrändern und Seracs. Der Blick hinunter zeigt jedem, dass ein Stolpern hier nicht mehr zulässig ist. Irgendwo im Labyrinth zwischen den Eisklötzen und Spalten erreicht man schließlich eine große, nicht umgehbare Spalte mit auseinander klaffenden Spaltenwänden. Die gegenüberliegende stellenweise überhängende Wand ist für den Vorsteiger nur mit zwei Eisgeräten bezwingbar. Für die anderen hängt das Fixseil dann doch einiges vor der Wand. Es ist schnell klar, dass bei der extremen Kälte mit den dicken Handschuhen und mit dem Rucksack auf dem Rücken für alle hier die Schlüsselstelle zu finden ist. Da die Verständigung schlecht ist, bleibt hier nur übrig zu improvisieren. Die einen meistern die Stelle mit nur einem Pickel kletternd, wegen des seitlichen Versatzes zum Befestigungspunkt des Fixseils schlecht gesichert, und die anderen direkt über das frei hängende Fixseil. Nach einer weiteren etwa 40° steilen Flanke war dann die Spaltenzone überwunden und es folgten noch unendliche 500 Hm in großer Kälte, bis kurz vor dem Gipfel die Sonne aufging und uns die Schönheit dieser Bergwelt so richtig vor Augen geführt wurde. Ein Blick über alle von uns bestiegenen Gipfel hinweg und weiter zum Alpamayo, Huandoy und Artesanrachu und bis über die Berge der Cordilera blanca hinaus, scheinbar bis zum Dunst des Amazonasbeckens.

Der Weg zurück bis zum Hochlager in der Garganta hat uns noch einige Vorsicht und Hochachtung abgerungen, genauso wie am nächsten Tag der Weg hinunter zum Basislager, wo wir zwischendurch im Refugio Peron auf den Gipfelsieg angestoßen haben. Während wir uns bereits im Basislager ausruhen konnten bzw. unsere Blessuren verarzten konnten, gelang noch einer zweiten Mannschaft unserer Gruppe der Gipfelsieg. Auf der langen Reise zurück in die normale Welt nach Stuttgart hatten wir noch viel Zeit über diese Reise nach Peru zu reflektieren.

Copyright Klaus Berghold für Bilder und Text

 

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