Sahara 1992/93 – Klettern und Pisten im Süden
Algeriens
Unterwegs von Marokko ins Hoggar und ins Tassili-Gebirge
Die erste Testfahrt mit Kompass
Mit unserem eigens für das
Wüstenabenteuer umgebauten und höher gelegten Audi 80 sind wir im November 1992
von Tanger über Fes und Marrakesch in den Süden Marokkos vorgestoßen. Für einen
vierradgetriebenen Geländewagen hat uns als Studenten damals das Geld nicht
ausgereicht. Erste Fahrübungen haben wir auf gesperrten Pässen im Atlas-Gebirge
absolviert, wo wir Schlamm-Murren mit höherem Tempo durchqueren müssen, da ein
Unwetter die dort eigentlich noch guten Teerstraßen überflutet hat. Nun aber
wollen wir – dass sind drei Kletterer der Uniklettergruppe Stuttgart – unsere
eigentlich ganz gute Kompass-Peilerfahrungen in der Wüste erproben.
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Kashba bei Quarzazate und erste
Testfahrten auf Marokkos Pisten
Dazu sind wir in der Nähe von
Zagora südlich von Quarzazate einer Sandpiste
gefolgt, die mit mittlerer Schwierigkeit eingestuft ist. Die ersten Kilometer
im Sand fahren sich auch ganz gut, immer mit ein bisschen Speed im Weichsand,
da wir zwar hochgelegt, aber ohne Vierrad-Antrieb unterwegs sind. Weit weg vom
letzten Ort teilt sich die Fahrspur auf und beide Möglichkeiten sehen ganz gut
aus. Mit dem Wissen, dass Peilen im Auto Fehler mit sich bringt, da das Metall
im Auto die Kompass-Peilungen verfälscht, setze ich mich auf einen
Basalt-Block, um die Marschzahl am Kompass abzulesen. Und eindeutig, es sind
die rechten Spuren, denen wir laut Beschreibung und Peilung folgen sollen.
Schon nach einigen Kilometern sind wir mehrfach im Sand festgefahren und
schließlich dann bis zum Bodenblech eingegraben, so dass mit einem zügigen
Weiterkommen nicht mehr zu rechnen ist. Da es ohnehin schon abends ist,
schlagen wir an Ort und Stelle unser Zelt auf und übernachten erst einmal. Am
nächsten Morgen dauert es eine Weile, bis wir mittels der mitgebrachten
Luftlandebleche das Auto wieder fahrbereit bekommen. Wieder zurück am
Basalt-Fels an der Verzweigung, wo wir am Vortag gepeilt hatten, muss ich
erkennen, dass der Basalt-Fels magnetisch ist und die Nadel ganz ordentlich die
Richtung ändert, wenn man an den Fels heranläuft. So sind wir mit der
Fehlpeilung auf den Kamelpfad geraten, vor dem in unserem Führer gewarnt wird,
weil dieser als nicht fahrbar eingestuft ist. Die nun richtige Richtung bringt
uns bald in ein Dorf, wo unser Auto schnell von etwa 30 anhänglichen Kindern
umrundet ist, woran man sich als Europäer auch erst einmal gewöhnen muss.
Jedenfalls haben wir auf dieser Proberoute und auf der folgenden Route im Reg
(Kieselsteinwüste) die Sicherheit beim Peilen gewonnen, die dann später im Hoggar unverzichtbar war. Im Süden Marokkos sind wir danach
bei Tinerhir zum Klettergebiet in der Todra-Schlucht unterwegs und haben auf dem Weg die Kasbahs
besucht, die mit französischer Hilfe immer wieder renoviert werden.
Über die Grenze nach Algerien
Der Grenzübergang Figuig im Süden Marokkos kostet uns mehr Zeit als erwartet.
Wir müssen dort übernachten, bis man uns mit viel Verhandlungsgeschick dann
doch nach Algerien durch lässt. Es gibt an der Grenze zwischen Marokko und
Algerien drei Zollhäuschen, wobei in jedem eine andere Grenzformalität
durchzuführen ist. Der Versuch im ersten Häuschen die stundenlange Prozedur ein
wenig mit Bakschisch zu beschleunigen, führte zu ebensolchen Erwartungen in den
weiteren Grenzhäuschen. Bei Nichterfüllung, da uns andernfalls das Geld
ausgehen würde, müssen wir dann natürlich bis zum nächsten Morgen bei der
Grenze campieren. Jedenfalls haben wir auch hier viel gelernt, da wir später in
Algerien immer wieder Polizei oder Militär treffen, die alle ein Souvenir
wollen. Wir haben gern etwas gegeben, aber nur dann, wenn zuvor auch eine Leistung
erbracht wurde.
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Grand Erg bei El Golea
Sehr schön ist dann die Strecke
in Algerien durch den Grand Erg (N6 und N51) über Timimoun
nach El Golea und von dort südwärts über N1 nach In
Salah. Dort ist dann erst einmal Pause. Zwar fährt man hier meist über
Teerstraßen, aber der Sand und die Belastungen haben dabei unseren
Hauptbremszylinder ruiniert. Woher aber bekommt man in Algerien
Kolbenringdichtungen für Bremszylinder. Die Antwort ist einfach. Die bekommt
man gar nicht. Aber schon nach zwei Tagen finden wir eine Lösung, indem wir die
Dichtungen der Wasserleitungen für einen Peugeot 504 zu Kolbenringdichtungen
beim Audi-Bremszylinder umfunktionieren. Und diese Konstruktion hat dann in
überraschender Weise bis zum Schluss hervorragend funktioniert. Bei In Salah treffen wir auch dann auf die vielen
Deutschsprechgen Auto-Schieber, die alte Mercedes-PKW oder auch alte Lastwagen
durch Algerien in den Süden bringen. Unseren ersten Sandsturm haben wir hier
auch erlebt und ein eindrückliches Erlebnis ist dann das einfache türkische Bad
in der Oase, nachdem man längere Zeit kein fließendes Wasser mehr gesehen hat.
Hier fällt uns auch zum ersten Mal auf, dass auf dem Marktplatz beim
Fotografieren einzelne Moslems sehr finster schauen. Es soll nicht fotographiert
werden. Wir sind in Zukunft vorsichtiger und nutzen das Tele-Objektiv oder
fragen vorher. Auch wechseln wir die Örtlichkeit, so dass wir hier nicht weiter
auffallen.
Bergwanderung durch die Schluchten des Arak-Gebirges
Bei Arak sind wir dann mit dem
Auto um das islamische Heiligtum herum gefahren, was unter Sahara-Abenteurern
ein Muss ist, da die Einheimischen den Schutz Allahs für die
Weiterfahrtversprechen. Alles Aberglaube, aber wir sind sicherheitshalber
gleich dreimal herumgefahren. Wir haben bei der Weiterreise auch alle Probleme
mit dem Auto lösen können und sind unfallfrei durchgekommen.
Südlich davon kommt man in das
Arak-Gebirge, wo wir in einem Camp mit Basthütten übernachtet haben. Hier ist
es schon richtig einsam. Wir haben eine Bergtour bei großer Hitze durchgeführt,
die in einer atemberaubenden Mondlandschaft zwei Tage gedauert hat. Die
Wüstenlandschaft ist von tiefen Schluchten geprägt, in die man hinunterklettern
muss und wo man dann nach dem Weiterweg suchen muss, um an anderer Stelle
wieder aus der Schlucht herauszuklettern. Wir treffen ausschließlich auf wilde
Bergziegen und es braucht ein wenig Mut, um in den tiefen Schluchten
kilometerweit in der Unterwelt voran zu klettern, um dann viele Stunden später
in einer anderen 200m tiefen Schlucht in die richtige Richtung weiterwandern
und –klettern zu können.
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In den Schluchten des Arak-Gebirges
Südlich von Arak ist es 1992 es
dann zu Ende mit Teerstraßen. Und da wo die Straße aufhört, geht es erst einmal
einen Meter hinunter in den Sand, was schon einmal die erste Herausforderung
für unser Fahrzeug ist. Aber auch die Sandpiste nach In Ecker, dem ehemaligen
Atomtestgebiet Frankreichs, ist keine große Freude, da nun die
Wellblechstrecken anfangen, wobei viel befahrene Sandpisten teilweise die Form
eines gepflügten Ackers mit tiefen Furchen annehmen. Von dort fährt man
nochmals einige Stunden um in Tamanrasset anzukommen,
der Oase am Rand des Hoggar-Gebirges.
Klettern bei Tamanrasset
Tamanrasset hat 1992 ein großes Hotel, einen
Flughafen außerhalb der Oase und einen guten Konditor in französischer
Tradition, wo wir uns sofort mit wunderbaren Eclairs und Tortenstücken
eindecken. Weiter geht es am Iharen vorbei, einem
zylinderförmigen Berg mit senkrechten Steilwänden und einem flachen
Gipfelbereich, den wir in den kommenden Tagen besteigen wollen. In der Source Tahabort mieten wir uns in ein Zimmer ein, wo wir die
nächsten Wochen unser Lager aufzuschlagen, wo wir verschiedene Berge besteigen
werden und die Zeit an der natürlichen Quelle mit schöner Herberge genießen
werden. Hier verbringen wir auch Weihnachten und die Silvestertage im warmen
Wüstensturm.
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Die Source Tahabort bei Tamanrasset
Hier im Assekrem-Gebiet,
mit 2728m Höhe einer der höchsten Berge Algeriens, sind mehrere steile
Klettergipfel, die wir in den kommenden Tagen zu Dritt besteigen. Rüdiger,
Helmut und ich kämpfen uns die Wände hinauf, den steilen Gipfeln entgegen. Der
erste Berg ist der Iharen, mit etwa 8 Seillängen und
einem atemberaubenden Blick vom horizontalen Gipfel Richtung Tamanrasset. Danach brauchen wir einige Zeit um über die
alte Abseilstelle wieder hinunter zum Wandfuß zu
kommen.
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Besteigung des Iharen
im Dezember 1992
Nach mehreren anderen
turmartigen Gipfeln, fahren wir mit dem Fahrzeug die 40 km Richtung Assekrem, wo auch die Einsiedelei des früheren Paters
Charles de Foucauld ist. Die felsige Piste mit trockenen
Bachbetten und Felsrippen auf der Strecke lässt den Audi an vielen Stellen
aufsetzen, wobei sich unseren Alubleche am Fahrzugboden als guter Schutz
erweisen. Der Schweller des Fahrzeugs wird in Deutschland jedenfalls nicht mehr
durch den TÜV kommen. 10km vor Assekrem sehen wir
ein, dass eine Weiterfahrt aussichtslos ist. Wir stimmen uns mit einem Tuareg
ab und lassen das Auto etwas versteckt stehen, um den restlichen Weg zu Fuß mit
Rucksäcken zurückzulegen. Unter den beeindruckenden Gipfeln mit dem Namen Tezouag und der kleineren Nadel Siunane
schlagen wir unser Biwak auf. Wir treffen dort auch auf eine Gruppe von
spanischen Expeditionsteilnehmern, die den Tezouag
Nord besteigen wollen. Wir sitzen noch lange am Lagerfeuer und erzählen mit
Begeisterung von unseren Bergunternehmungen, während einer der Tuaregs das alte
und harte Fladenbrot mit Wasser zu Teig knetet, unter dem Lagerfeuer eingräbt
und in der Glut des Lagerfeuers zu einem leckeren Brotlaib aufbäckt.
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Auf der Piste zum Assekrem
Am nächsten Morgen starten die
Spanier in ihre Tour, die wir dann einen Tag später zu Dritt auch begehen
wollen. Am Spätnachmittag, die etwa 10 spanischen Kletterer haben ungefähr die
Hälfte der 400-Meter-Wand absolviert und es beginnt Abend zu werden, startet
die Expeditions-Mannschaft mit einem Rückzug durch die Wand. Bei der
Abseilaktion bleiben einige Friends in der Wand, die als Sicherung beim
Abseilen gedient hatten. Am Abend sind alle Spanier wieder frustriert am
Einstieg und müssen sich auf den Heimweg mit dem Flugzeug nach Spanien
vorbereiten, so dass wir am kommenden Tag allein in der Wand sein werden. Wir
erhalten auch die Erlaubnis, die Klemmkeile und Friends zu bergen und für uns
zu behalten. Für uns Studenten war das zu dieser Zeit natürlich ein großer
Schatz, der in der Wand auf uns wartete.
Besteigung
des Tezouag
Am kommenden Morgen sitzen wir
mit der vollen Kletterausrüstung schon um 8 Uhr am Wandfuß.
Allerdings ist die Westwand noch zu kalt, da es hier im Januar nachts bis minus
15 Grad hat. Wir warten also bis um 10 Uhr, als endlich die ersten
Sonnenstrahlen die hohe Felswand erwärmen. Dann steigen wir ein. Es geht durch
wunderschöne steile Risse hinauf, wo man zwischen den Basaltsäulen mit
Klemmkeilen sichern muss. In der prallen Sonne klettern wir höher und höher und
gelangen so von einem zum nächsten Standplatz und dann mit einem längeren
Linksquergang in die Wandmitte, wo wir dann auch die Friends der Spanier
finden, allerdings nur zwei davon mitnehmen können, da die anderen Friends sich
in die scharfen Basaltrisse bis zum Anschlag hineingearbeitet haben. Ab der
Wandmitte werden die Risse steiler und man spreizt teilweise frei und
ausgesetzt zwischen den Wänden der Basalt-Säulen. Auch lassen sich über längere
Strecken keine Sicherungen mehr anbringen. Hier ist Rüdiger regelrecht über
sich hinausgewachsen, als er im Gelände mit der Schwierigkeit 6+ von der
letzten Klemmkeilsicherung etwa 10m weggeklettert ist. Diese Schlüsselstelle
hat uns dann alle gefordert. Später am Gipfel geht gerade die Sonne unter und
wie üblich in diesen Breitengraden ist es schon nach Minuten stockdunkel und
kalt. Ich suche dann mit der Stirnlampe und etwas Spürsinn für Trittspuren die
Abseilstellen hinunter über den Nordgrat zum Wandfuß, wo wir etwa gegen Mitternacht dann wieder in
unserem Basislager ankommen.
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Die Besteigung des Tezouag. Der Nordgipfel ganz llinks im Bild und der Siounane
ist die Nadel im Vordergrund
In den nächsten Tagen besteigen
wir noch die schlanke Nadel des Siounane und laufen
hinüber zur Einsiedelei von Foucauld, wo wir eine
Eier-Omelett in der einfachen Herberge essen. Das hätte ich besser lassen
sollen. Ich komme bei Sonnenaufgang gerade noch auf den Assekrem-Gipfel,
aber schon der Abstieg bringt starke Magenkrämpfe mit sich. Die Woche darauf
verbringe ich oft liegend und mit allen negativen Erscheinungen einer
Salmonellen-Vergiftung. Ich habe nie wieder im fernen Ausland ein Eier-Omelett
gegessen und das habe ich niemals mehr bereut.
Über die anspruchsvolle Piste ins Tassili-Gebirge bei Djanet
Nachdem wir nun alle
attraktiven Kletterberge im Hoggar bestiegen hatten,
wollten wir in Richtung Djanet ins Tassili-Gebirge weiterfahren, um dort auch noch ein paar
Touren zu unternehmen. Wie sind also wieder nordwärts nach in Ekker gefahren um dort dann nach Osten in Richtung Djanet auf die Piste zu begeben. Diese Piste hat die
Bewertung B2, was bedeutet, dass hier zwischendurch auch keine Fahrspuren mehr
zu finden sind und man zeitweise auch den Kompass oder heute ein GPS zu
Orientierung benötigt. Auch eine Abmeldung in Tamanrasset
ist erforderlich, was aber nach unserer Erfahrung meist neben der Gebühr noch
ein Souvenir aus dem Fahrzeug kostet, sonst aber wenig Mehrwert bringt.
Von in Ekker
sind wir am Abend noch ein Stück gefahren, um uns einen versteckten
Übernachtungsplatz zu suchen, der von der Piste nicht sichtbar ist, was ich als
Sicherheitsmaßnahme empfehlen möchte. Überhaupt empfiehlt es sich auf den
einsamen Pisten nicht übermäßig aufzufallen, da hin und wieder Fahrzeuge
entwendet werden. Auch kann man dann selbst entscheiden, mit wem man nachts
gern Kontakt aufnimmt. Wir hatten bei in Ekker 1993
aber auch noch ein sehr ungewöhnliches Ereignis, da wir unweit eines größeren
Militärgeländes vorbeigekommen sind. Hier wurden etwa 50 uralte
Militär-Lastwagen aus den 50er-Jahren aus dem Sperrgebiet herausgefahren. Erst
später wurde uns klar, dass dies mit dem Militärputsch gegen die 1993 gewählte
islamische Regierung zusammenhing. Das Militär hat diese uralten schrottreifen
Fahrzeuge aus dem Atomforschungsgelände reaktiviert, vermutlich um diese bei
der Kontrolle in Südalgerien zu nutzen. Uns kam diese nächtliche Militäraktion
damals sehr befremdend vor, wenn auch wir dazu in sicherem Abstand waren und
nicht gesehen wurden.
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Auf der schweren Piste von In Ekker nach Djanet
Die Piste weiter nach Djanet hat mit unserem Auto für die ca. 500km sieben Tage
gedauert. Zunächst durch staubige Felspisten mit Sandpassagen durch die
beeindruckende Wüstenlandschaft nördlich des Assekrem.
Zeitweise hat die Piste einen atemberaubend schönen Charakter, bspw. wenn die Fahrspuren
im Sand mit Steinen zur Begrenzung umrandet sind, wenn es bspw. durch ein
Trockenflussbett (Wadi) geht. Auch müssen wir streckenweis ganz ordentlich um
Steine herumfahren, da wir nicht die Bodenfreiheit wie die Geländewagen haben.
Da bleibt es auch nicht aus, dass Steine aus dem Weg geräumt werden müssen.
Später kommen wir in einen ebenen Sandwüstenbereich, wobei die Färbung der oben
aufliegenden Kieselsteine etwa die Tragkraft des Sandbereiches kennzeichnet.
Wir lernen schnell, dass wir auf dem Sand mit schwarzen Kieselsteinen oben
darauf fahren können, ohne einzusinken. Im Hellen Sand ohne Kieselsteine oder
mit hellen Steinchen an der Oberfläche sinken wir sofort ein. Der einzige Weg
in diesem Gelände ist, den Audi auf Tempo 70 km/h zu beschleunigen und zu
hoffen, dass nach einiger Zeit wieder die schwarzen Kiesel auftauchen. Das was
wir hier dann machen, nennen wir Insel-hüpfen, Auf den dunklen Sandflächen,
rangieren wir das Auto rückwärts bis zum Ende des dunklen Sandbereichs. Wir
beschleunigen dann nach vorne und steuern das Fahrzeug durch den helleren Sand,
bis wir wieder auf dunkle Flächen stoßen. Das Ganze funktioniert ziemlich gut,
allerdings müssen wir doch einige Male das Fahrzeug mit den Luftlandeblechen
und Schaufeln wieder aus dem Weichsand befreien. Natürlich kommt hier ganz viel
Freude auf, wenn wir später dann wieder auf einer fahrbaren Piste gelandet
sind.
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Manchmal hatten wir nicht genügend
Bodenfreiheit. Im Gegensatz zu anderen haben wir uns aber wieder ausgegraben
Sehr reizvoll und auch
schwierig war die Durchfahrt durch das ---- Gebirge. Dort haben wir keine
einfache Abfahrt in das Trockenflussbett (Wadi) vor dem Gebirge gefunden und
sind dann in der Verzweiflung mit dem Auto etwa 2 m in den Sand
hinuntergeschanzt. Keine gute Idee. In Abenteuerfilmen sieht das Schanzen mit
dem Auto immer sehr problemlos aus. Bi uns haben sich natürlich die
Vorderreifen in den Sand eingegraben und es hat einen ordentlichen Schlag
getan, Letztlich haben wir uns das hinter Federbein dabei zerstört, wobei das
Öl des Dämpfers ausgelaufen ist und uns dies erst auf der Wellblechpiste vor Djanet richtig behindert hat. Nach dem Schrecken und der
Beseitigung der kleineren Schäden können wir das Auto auf der sanfteren
gegenüberliegenden Seite wieder aus dem Wadi herausfahren und wir gelangen dann
in einem langgestreckten Tal immer höher hinauf in das Gebirge, das uns weiter
Richtung Djanet bringt. Nahe der Passhöhe bei
atemberaubendem Sonnenuntergang richten wir uns wieder einen versteckten
Schlafplatz ein. Diese Übernachtung in dem weitabgelegenen Gebirge ist schon
eine der beeindrucktesten Schlafstätten, die ich jemals erlebt habe.
Ein französisches Fort aus der Kolonialzeit
Am nächsten Morgen geht es
weiter zu einem ehemaligen Fort aus der französischen Kolonialzeit. Wir finden
im tiefen Brunnen einige Tierkadaver und auch Autowracks aus alter Zeit liegen
auf der Piste herum. Trotzdem ist das alte Fort sehr beeindruckend und wir
führen eine Führung durch die Anlage
durch, was zu einem schönen gemeinschaftlichen Schauspiel wird. Uns
gefällt es hier sehr gut und mit Wehmut geht es weiter durch Weichsandfelder,
die durch melonenartige Kürbisse gekennzeichnet sind. Später geht es dann
nordwärts in Richtung der ersten Ausläufer des Tassili-Gebirges.
Nachdem wir uns hier einsanden, werden wir von einem österreichischen
Bergführer mit seinem Vierrad-Fahrzeug wieder aus den tiefen Sandspuren
herausgezogen, wo wir uns vollständig festgefahren haben. Am Abend kochen wir
zusammen und haben viele schöne Themen zu bereden.
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Das Fort Seranout in beeindruckender
Wüstenlandschaft 200 km vor Djanet
Der folgende Tag bringt uns zu
besser ausgebauten Sandpisten, die wir mit Speed entlangdriften können, bis
immer wieder Unterbrechungen vorhanden sind, die unser Fahrzeug an die Grenzen
bringt. Hier haben wir das Auto auch mehrfach ausgraben müssen, was etwas
Nerven und Energie abverlangt hat. Jedenfalls sind wir am Abend in Djanet angekommen, wo wir bei den Jeep und
Land-Cruiser-Fahrern, die uns auf den letzten Kilometern passiert hatten,
natürlich sehr bekannt waren. Teilweise wurden wir mit Begeisterung empfangen,
ob unseres Audi, was zu diesem Zeitpunkt der einzige Abenteurer-PKW in Djanet war, da sonst nur Geländewagen auf dem für Touristen
vorgesehen Camping-Bereich standen. In den folgenden Tagen mussten wir unseren
Dämpfer am Fahrzeug reparieren. Hier half ein Dämpfer eines Jeeps, der vom
Mechaniker der Oase in Zusammenarbeit mit Helmut und Rüdiger mit den Aufnahmen
unseres Audi-Dämpfers zusammengeschweißt wurde. Das ganze Konstrukt hat
übrigens die ganzen 5000km bis nach Hause gehalten und die Halterung ist in
Süddeutschland dann später gebrochen, so dass wir einen anderen Audi-Dämpfer
einbauen konnten. Die restlichen Tage haben wir im wunderschönen Tassili-Gebirge verbracht, wo wir mehrere der nadelartigen
Felsstrukturen im Sand erstiegen haben.
Rückfahrt durchs Fatnoun-Gebirge nach Ilissi und nach Tunesien
Nachdem der Militärputsch auch
im algerischen Süden immer deutlicher das Alltagsleben beschränkte, beschlossen
wir die Heimreise über Illisi in Richtung Schott-el-Tschrit in Tunesien
anzutreten. Sehr beeindruckend war die felsige und treppenartige Strecke über
das Plateau de Fatnoun nach Illisi,
wo wir das Auto beim Überfahren von 20 cm hohen Felsriegeln quer zur
Fahrstrecke und bei kilometerlangen treppenartige Abstiegen
deutlich an sein Grenzen brachte. Am Abend hat uns ein Militärtross mit etwa 20
oldtimerartigen Militärfahrzeugen angehalten und uns einen Teil des
Reserve-Sprits abgenommen, gerade so dass wir noch Ilisii
erreichen konnten. Beim Aufstieg auf das Plateau de Fatnoun
sind von unseren Reifen dann Profilstücke vom Reifen weggespritzt, nachdem wir
uns mit qualmenden Reifen die Felsstufe zum Pass hinauf gearbeitet hatten.
Nachdem kurz nach Illisi eine 30 cm lange Sandviper
die Reifen unseres fahrenden Autos angegriffen hat und dabei leider überfahren
wurde, ist uns immer klarer, dass wir nun wieder nach Europa zurückkehren
müssen.
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Auf der Strecke von Djanet nach Ilissi finden sich einige schwere Passagen, die die Reifen
an die Grenzen bringen
Mit Blick auf die Sicherheit erscheinen mir folgende
Punkte bei einer derartigen Wüstenreise aber ratsam:
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Ein
zweites Fahrzeug sollte auf den Pisten mit dabei sein. Idealerweise ein
Vierrad-Antrieb
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Neben
Ersatzkanistern mit Wasser und Sprit bedarf es auch einer kleinen Werkstatt an
Bord, um Schäden am Fahrzeug selbst provisorisch reparieren zu können
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Ohne
GPS mit den Tracks ist eine Pistenfahrt in Algerien heute nicht zu empfehlen
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Als
Tourist sollte man sich in entlegenen Orten nicht auffällig verhalten. Es
empfiehlt sich, wenn die Blicke der Moslems zeigen, dass man hier nicht
erwünscht ist, einfach auch einmal das Umfeld zu wechseln. Wir habe derartige
Erlebnisse vor Allem in den südlichen Ölborstädten erlebt, also im Umfeld von Ilisi
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Übernachtungen
und längere Aufenthalte entweder dort wo auch andere Touristen sind oder etwas
abseits, so dass man nicht von der Piste gesehen wird. Auf diese Weise wird man
nicht ungewollt überrascht
Die dreimonatige Reise durch
Algerien war eine der beeindrucktesten Unternehmungen, die ich selbst
durchgeführt habe.
Copyright Klaus Berghold für Bilder und Text