Libyen 2004 - die Zentralsahara

organisierte Auslandsreise ins Abenteuer

Auf dem Weg in die libysche Wüste

Wir sind heute 700 km von Tripolis durch die Wüste in den Süden gefahren und sind jetzt auf der halben Strecke nach Gath, der südwestlichsten Siedlung in Libyen. Ab Morgen geht es dann sieben Tage mit dem Zelt und Geländewagen durch das Akkakus-Gebirge. Es ist Oktober und es hat mehr als 30° im Schatten.

 


Iris sagt, dass es endlich einmal angenehm warm ist und der deutsche Regen hat aufgehört. Die Eindrücke sind wirklich ziemlich s
tark. Stundenlang fährt man durch das Nirgendwo. Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind sehr freundlich und bestaunen uns ganz ordentlich. Wir werden begleitet von zwei Einheimischen, die auch die Vorortorganisation übernehmen. Beide sind sehr nett und wir haben das Gefühl, mit ihnen sehr gut aufgehoben zu sein. Gesehen haben wir bereits einiges. Nach einem angenehmen Bad im tunesischen Meer, wir sind wegen der günstigen Flüge über Djerba eingereist, und einer Nacht im 5-Sterne-Hotel, sind wir mit einem Zwischenstopp in Tripolis angereist.

 

 

In Tripolis war der Verkehr vor Allem kurz vor Sonnenuntergang besonders groß. Im Oktober ist Ramadan, so dass tagsüber nichts gegessen und getrunken werden darf. Bei Sonnenuntergang beginnt auf der Straße dann das große Wettrennen nach Hause, weil man nach Sonnenuntergang wieder etwas zu sich nehmen darf. Stau, wie bei uns zuhause. Kurze Zeit später ist die Stadt menschenleer und nur vereinzelte Autos rasen durch die Stadt.

 

 

Ein ganzer Tag Fahrt mit dem Bus über geteerte Straßen bringt uns in die Ölbohrstadt Sebah, der Hauptstadt des Fezzan. Es gibt hier Handys zu kaufen, ein Zeichen, dass die Stadt wirtschaftlich gut geht. Das libysche Handy-Netz ist in sich geschlossen, so dass man nicht mit den deutschen Karten telefonieren kann. Es gibt aber Internet-Shops, so dass man auf modernen Rechnern emails austauscht oder sich dort über das Festnetz mit Deutschland verbinden lassen kann. Von dort fährt man einen weiteren Tag bis nach Gath, wo schließlich die Teerstraßen aufhören.

Im Akkakus-Gebirge

Gath ist eine Wüstenstadt mit einer Burg und einer Altstadt aus Lehmbauten. Die arabische Bevölkerung wohnt heute in der Neustadt mit betonierten Häuschen. Es gibt mehrere Verwaltungsgebäude, einen Flughafen und im Zentrum ein Restaurant, in dem sich die Wüstenfahrer treffen. Von dort kann auch international telefoniert werden.

 

 

Wir fahren von Gath aus mit Geländewagen vom Typ Toyota Landcruiser zunächst eine halbe Stunde über eine Piste südwärts und biegen später ostwärts in Richtung Akkakus-Gebirge ab. Schon nach kurzer Zeit im steinigen Gelände haben wir einen Reifenschaden und es muss ein Reifen gewechselt werden, was bei über 30° Lufttemperatur etwa eine halbe Stunde in Anspruch nimmt. In der Zwischenzeit ist auch schon eines der anderen Fahrzeuge zurückgekommen, um nach uns zu sehen. Die nun sandige Piste steigt weiter an und wir treffen wieder auf die anderen Fahrzeuge, die am Rande eines großen Canyons auf uns warten.

 

 

Nach einer weiteren halbe Stunde gelangen wir in ein weites Hochtal, dass mit tiefem Weichsand gefüllt ist und wo man am Horizont mehrere Gebirgszüge sieht. Durch den weichen Sand geht es mit Tempo 70 voran. Eine Piste gibt es hier nicht mehr. Unser libyscher Führer lässt anhalten. Vor uns fällt das Tal steil nach links ab. Kaum sichtbar befindet sich vor uns ein militärischer Kontrollpunkt, an einem Ort, wo niemand Menschen erwartet hätte. Hier ist eine Liste der Mitfahrer abzugeben und für Gruppen ist ein libyscher Begleiter zwingend erforderlich.

Weiter geht es durch ein Tal mit Felswänden und sandigem Grund, durch den sich die Fahrzeuge mühen. Es sind Reifenspuren vorhanden, die von einem Felstal in das nächste Führen. Plötzlich wird das Tal vor uns eng und fällt am Rande einer Felswand steil ab. Die Fahrer halten an und wir laufen zu Fuß den sandigen Abhang hinunter. Mit Getöse folgen die Geländewagen und rutschen mehr oder weniger über den 50 Meter hohen Abhang herunter.

 

 

Nach einigen Kilometer im folgenden Tal versperrt eine 30 m Hohe Sanddüne den Weg. Die Fahrzeuge fahren mit Schwung die Kuppe hinauf und halten oben an, um die gegenüberliegende Seite einzusehen. Dort fällt die Sanddüne 50 Meter hinab in ein von Felswänden begrenztes Tal. Nach spektakulärer Abfahrt geht es immer tiefer in das Tal hinein. Zum Teil auf einer Piste, zum Teil durch den Sand geht es in der Dämmerung unserem Ziel entgegen. Ein hoher Felsbogen, in dessen Umgebung wir das Lager aufschlagen. Es folgt Lagerfeuerromantik pur.

 

 

 

Am nächsten Morgen laufen wir zu Fuß durch den Sand zum Felsbogen, wohin die Fahrzeuge später folgen. Es geht mit den Autos weiter hinein in das verwirrende Felslabyrinth des Akkakus-Gebirges. Ein Tal folgt dem anderen. Der libysche Führer lotst uns nacheinander von einer zu nächsten Felsmalerei, die hier aus einer Zeit um 4000 v. Chr. erhalten sind. Die Malereien erinnern stark an die, die ich schon in im Tassili-Gebirge in Algerien gesehne habe.

 

 

 

Den Mittag verbringen wir in einer Höhle, wo wir bei angenehmen Temperaturen Bohnen, Tomaten, Gurken und Thunfisch zu uns nehmen. Die Araber haben sich wegen des Ramadan abseits niedergelassen und liegen im Schatten, da Sie aus religiösen Gründen nichts trinken dürfen.

 

 

Später fahren wir in ein Felstal hinein, welches etwa nach 20 km eine Sackgasse bildet. Sehr beeindruckend sind dort die Felszeichnungen, aber auch die atemberaubende Natur. Später geht es zurück zu einem Felsbogen, der aussieht, wie eine Harfe. Dort in der Nähe verbringen wir die Nacht. Einige steigen noch auf die Hochfläche auf, wo man viele Kilometer nach Süden sehen kann, also dorthin, wo sich die Staaten Niger und Tschad anschließen. Man sieht mehrere Gebirgszüge in endloser Wüstenlandschaft.

 

 

 

Nach einem weiteren Tag im Akkakus-Gebirge fahren wir in nordöstlicher Richtung, wo das große Sandmeer wartet. Allmählich werden die Felstäler weiter und man fährt über die ersten Sanddünen. Am Rande einer faszinierenden Dünenlandschaft beziehen wir das Nachtquartier. In der Nacht ist dann der Sternenhimmel so sehr beeindruckend, dass man entweder im warmen Schlafsack eingepackt oder auf nächtlichem Marsch über die riesigen Sanddünen, ständig den Himmel betrachten muss.

Über einen sehr einsamen Wüsten-Gebirgspass, wo hunderte von Steinmännern zur eindeutigen Orientierung aufgestellt sind, fahren wir weiter zum Wadi Matendush. Dort gibt es aus einer Zeit lange vor Christi Geburt, d.h. 3000 – 7000 v. Chr., Steingravuren und –malereien. Atemberaubend ist schließlich auch die Rückkehr aus dem höher liegenden Wüstengebirge in die Zivilisation, wo man aus dem Gebirge kommend etwa 200 Meter nach Jerma hinunterfahren muss. Der Blick vom Plateau in die Ebene ist einzigartig.

 

Copyright Klaus Berghold für Bilder und Text

 

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